Grünes Klassenzimmer
66773 Schwalbach
Grunddaten
Objekttyp | Schule |
Urheber | Schwehm und Partner |
Bauherr | Landkreises Saarlouis |
Baumeister | Günther Kaiser GmbH |
Standort | 66773 Schwalbach |
Fertigstellung | 04 / 2011 |
Objektbeschreibung:
Im Rahmen des Konjunkturpakets II sollte der von der Schulreform geforderte Ausbau
der Freiwilligen Ganztagsschule gefördert werden. Da die erstmalige Herrichtung von
Ganztagsbetreuung und Essenausgabe im Rahmen der Schulreform schnell umgesetzt
werden musste, wurden hierzu ausgesonderte Klassenräumen kurzfristig umgenutzt.
Da dieses dauerhafte Provisorium weder vom Platzbedarf noch den schulpädagogischen
und -sozialen (-psychologischen) Aspekten gerecht wurde, sollten nun also die Räumlichkeiten um- und ausgebaut werden.
Die beauftragten Architekten Schwehm und Partner haben es dabei vor allem durch die
enge Zusammenarbeit und Mitsprache der Schule geschafft, sowohl den Bedürfnissen
der Schule wie auch den finanziellen Vorgaben des Landkreises Saarlouis als Schulträger gerecht zu werden.
So planten Sie einen eingeschossigen Kubus, der wie eine Heftklammer Zusammengehörigkeit, Geborgenheit und Schutz bieten soll. Dies wurde durch die 3-seitige Auskragung des Flachdaches und des Terrassenumlaufes unterstützt. Der Rahmen aus Flachdach und Terrassenumlauf, sowie der zurückgesetzten raumbegrenzenden Glasfront, vermittelt somit durch die Offenheit nach Aussen den Eindruck eines „grünen“ Klassenzimmers. Verbunden wird der Anbau mit dem Bestand durch einen geschlossenen Brückenkasten.
Der Landkreis Saarlouis entschied sich für eine funktionale Ausschreibung zur Vergabe
der Leistungen zum benötigten Um- und Anbau. Das Bauamt hat dabei bewusst die
Leistungsbeschreibung sehr nutzungsorientiert formuliert, um möglichst viele alternative
Ausführungskonzepte hinsichtlich Baumaterialien und -verfahren zu erhalten. Daher
obliegen alle Architektenleistungen ab HOAI Lph5 und Ingenieurleistungen wie Standsicherheitsnachweis, Wärmebedarfsausweis, SiGeKo, Prüfingenieur dem Generalübernehmer.
Auf Grund der überzeugenden Auswahl der Baumaterialien zur Umsetzung des Anbaus
erhielt die Günther Kaiser GmbH & Co. KG (Bauunternehmung – Zimmerei – Holzbau –
Bedachung) nachträglich als zweitgünstigster Bieter den Zuschlag.
Nachhaltigkeit:
Um den Eindruck des „grünen“ Klassenzimmers der Architekten weiter zu denken, verwendete die Fa. Günther Kaiser GmbH & Co. KG, soweit im Rahmen der funktionalen
Ausschreibung möglich, bei dem Bau der Schule möglichst nachwachsende und ökologische Baustoffe wie Schaumglasschotter, Zellulose- Einblasdämmung, Hölzer mit
Zertifikate etc. So konnte trotz öffentlichem Wettbewerb und dem damit verbundenen
Preisdruck ein akzeptabler Kompromiss zwischen Wirtschaftlichkeit und Ökologie erzielt
werden.
Innovation Holzbau:
Die Anforderungen der Architektur mit ihrer 3-seitigen Auskragung für die Dachkonstruktion
war eigentlich statisch prädestiniert für den Stahlbetonbau, da dieser ohne
großen Aufwand 2-achsig gespannt werden kann. Desweiteren musste auch die große
Spannweite von ca. 7,0 m berücksichtigt werden, da die Innenwände wegen der geforderten Flexiblität nicht tragend ausgeführt werden durften.
Der Generalübernehmer entschied sich aber gegen den Massivbau und entwickelte eine
Lösung mit 1-achsig gespannten Holzträgern für die Tragkonstruktion. Die Wahl fiel
hierbei auf die Meiser HTS-Träger.
Durch die leichte Bauweise des Holzbaus fiel der Querschnitt des Stahlbetonunterzuges
über dem Fensterband sowie der Kragarm zur Abfangung der seitlichen Dachüberstände
gering aus und konnte so in der Unterkonstruktion der Terrassenuntersicht integriert
werden. Somit konnte auf das Einpacken der Stahlbetondecke bzw. die thermische Trennung der Auskragungen verzichtet werden.
Energiekonzept:
Die haustechnische Anlage für Trinkwasser, Brauchwasser und Warmwasser der
Heizung wird über die bestehende Anlage der Schule angeschlossen. Dort befindet sich
seit 2008 eine Pellet-Heizung mit solarer Unterstützung.
Der Pavillion soll über Fußbodenheizung und durch solare Gewinne über das Fensterband, mit einem Flächenanteil von ca. 55 %, erwärmt werden. Für den sommerlichen Hitzeschutz können 50 % der Fensterflächen mit Schiebeläden verschattet werden. Desweiteren werden die Räume durch die 3-seitig weitauskragende Dachkonstruktion vor direkter Einstrahlung, indirekt durch den Puffer der mächtigen Zellulose-Dämmschicht und der Dachbegrünung mit Ihrer guten Wärmespeicherkapazität vor Überhitzung geschützt.
Energieeffizienz:
Die gewählte Bauweise erfordert einen Primärenergiebedarf von Qp = 69,74 kWh/(m²a).
Die Mindestan-forderungen der EnEV 2009 wurden somit um ca. 17,4 % unterschritten.
Bodenaufbau:
1,5 mm Linoleum
70 mm Estrich mit FB-Verrohrung
30-3 mm Trittschall-Trägerplatte
250 mm Bodenplatte
PE-Folie
300 mm GEOMATERIALS Schaumglasschotter mit Radladertransport in 3cbm BigBag
Geotextil
Aushubplanie und Ringdrainage